Land und Labor Day
Am letzten Samstag fand die Hochzeit einer ehemaligen VIDES-Volontärin in Victoria, etwa zwei Stunden Autofahrt östlich von San Antonio entfernt, statt. Mitten auf dem Land. Gemeinsam mit der verantwortlichen VIDES-Schwester bin ich hingefahren und hatte dabei die texanischsten Erlebnisse überhaupt. Davon zeugen die elf Fotos weiter unten. Wir fuhren durch die Landschaft - und links und rechts gab es nichts anderes zu sehen als Kühe, Kühe, noch mehr Kühe und gelegentliche "Trump 2024"-Flaggen. (Die Kühe waren übrigens nicht mit Graffiti besprayt. Das verbietet hier das Gesetz.) Ewige Felder und Weiden, kaum Menschen, gelegentlich Dörfer mit 1000 Einwohnern und doppelt so vielen Kühen. In Victoria, einer Stadt mit immerhin 60 000 Menschen, fuhren wir zur Kirche, die zum Glück (wie fast alle Gebäude hier) über hervorragende Klimaanlagen verfügte. Die Zeremonie war wirklich schön und entspannt, nachdem der Braut direkt am Anfang beim Einzug der Schleier vom Kopf rutschte. Anschließend fand die Feier in einem ehemaligen Kuhstall, nun Festsaal statt. Eine Country-Live-Band mit Hüten spielte, und auch sonst trugen viele Leute Cowboyhüte. Leider habe ich mir immer noch keinen gekauft. Viele traditionell katholische Homeschool-Familien mit zahlreichen Kindern waren zugegen, und das Essen war famos (vor allem die Vorspeisen, an denen ich mich sattgegessen habe). Am besten hat mir aber die Geschenkidee des Brautpaares gefallen: Beide lieben Kaffee und Antiquitätenläden, also haben sie während des vergangenen Jahres sehr viele Kaffeetassen in Antiquitätenläden gekauft und alle durften sich eine Tasse mitnehmen. Ich habe mir eine mit Kühen (natürlich) ausgesucht, die Instrumente spielen (mit dem Schriftzug Moo-sical Cows. Ich finds lustig.). Es war wirklich eine ganz nette Feier. Leider konnten wir nicht bis zur Hauptspeise warten, weil wir am gleichen Abend nach San Antonio zurückfahren mussten. Auf dem Rückweg hörten wir Countrymusik, sahen erneut sehr viele Kühe und holten uns Blizzards bei Dairy Queen. Der Sonnenuntergang war auch sehr schön.
Heute, am Montag, feiern die USA den Labor Day, also den Tag der Arbeit. Nach dem Frühstück begannen wir in der Gemeinschaft, den Speisesaal zu "dekorieren" (es gibt im Konvent eine enorme Anzahl an USA-Merch...) und das Essen fürs mittägliche Barbecue-Grillen vorzubereiten. Ich habe mehrere Girlanden aufgehängt. Nach dem Mittagessen folgte eine Dekoration sämtlicher Rollatoren....und auch Personen, bevor wir zu einer von patriotischer amerikanischer Marschmusik untermalten Prozession durchs Haus aufbrachen. Das war auf alle Fälle das amerikanischste, was ich bisher erlebt habe. Besonders die älteren Schwestern hatten sehr viel Spaß.
Ich finde es immer wieder interessant, wie der US-amerikanische Patriotismus sich manifestiert. Wie gerechtfertigt ich das angesichts der "Leistungen" dieses Landes finde, ist eine andere Frage, aber ich bin nun mal zu Gast hier und beobachte das alles und kann daran teilnehmen, ohne es zu werten. In Papua haben wir auch dauernd Fahnenappell gehabt und Prozessionen zum Unabhängigkeitstag durchgeführt. (Gut, ist für mich trotzdem was Anderes, als sich als USA selbst supertoll zu finden.) Was ich meine, ist einfach: In einem anderen Land kann ich als Fremde die Kultur beobachten und erstmal hinnehmen, ohne sie direkt zu bewerten oder zu verurteilen, auch wenn ich mit manchen Aspekten nicht einverstanden bin. Ich bin nicht hier, um Leuten meine Werte aufzudrängen, sei es aktiv oder passiv. Und der Labor Day ist definitiv nicht der Zeitpunkt dafür, um mit meinem tief in meiner Kindheit und Jugend verankerten Antiamerikanismus um die Ecke zu kommen. Ein System kann kritisiert und die Kultur dennoch gefeiert werden. In je mehr Ländern außerhalb Deutschlands ich war, umso besser verstehe ich das. Viele Menschen hier sind vielleicht ignorant, was die tatsächliche Rolle der USA in der Weltgeschichte oder ihr aktuelles Sozialsystem angeht, aber gerade die Schwestern sind sich der Probleme sehr bewusst, und bei anderen Gelegenheiten haben wir uns oft darüber unterhalten. So, das als kurzer Einschub.
Ich finde es immer wieder interessant, wie der US-amerikanische Patriotismus sich manifestiert. Wie gerechtfertigt ich das angesichts der "Leistungen" dieses Landes finde, ist eine andere Frage, aber ich bin nun mal zu Gast hier und beobachte das alles und kann daran teilnehmen, ohne es zu werten. In Papua haben wir auch dauernd Fahnenappell gehabt und Prozessionen zum Unabhängigkeitstag durchgeführt. (Gut, ist für mich trotzdem was Anderes, als sich als USA selbst supertoll zu finden.) Was ich meine, ist einfach: In einem anderen Land kann ich als Fremde die Kultur beobachten und erstmal hinnehmen, ohne sie direkt zu bewerten oder zu verurteilen, auch wenn ich mit manchen Aspekten nicht einverstanden bin. Ich bin nicht hier, um Leuten meine Werte aufzudrängen, sei es aktiv oder passiv. Und der Labor Day ist definitiv nicht der Zeitpunkt dafür, um mit meinem tief in meiner Kindheit und Jugend verankerten Antiamerikanismus um die Ecke zu kommen. Ein System kann kritisiert und die Kultur dennoch gefeiert werden. In je mehr Ländern außerhalb Deutschlands ich war, umso besser verstehe ich das. Viele Menschen hier sind vielleicht ignorant, was die tatsächliche Rolle der USA in der Weltgeschichte oder ihr aktuelles Sozialsystem angeht, aber gerade die Schwestern sind sich der Probleme sehr bewusst, und bei anderen Gelegenheiten haben wir uns oft darüber unterhalten. So, das als kurzer Einschub.
Nach dem Essen und Abwaschen verkündete eine Schwester, dass ein paar von uns, drei Schwestern, die vier Aspirantinnen (die sind seit letztem Mittwoch hier und bekommen nächsten Freitag ihre Uniform und beginnen offiziell ihre Ausbildung, wie lange die dauert und wie sie abläuft, habe ich in einem anderen Blogbeitrag mal geschildert) und ich in den Park fahren würden. Nun. Bald sollte ich herausfinden, dass der Park ziemlich anders aussah, als ich das von Parks gewöhnt bin. Die ersten Bilder oben zeigen ihn (für alle, denen sich die Parkeigenschaft daran nicht von selbst erschließt). Mich erinnerte das ganze eher an eine Wüste, aber gut. Von einem Hügel aus konnte man die Stadt sowie die Air-Force-Base sehen (von der ich sehr genervt bin, weil sie ihre Flugübungen meistens über unserem Haus abhalten). Außerdem herrschten draußen 40°C, deshalb blieben wir nicht lange, holten uns noch Smoothies von einem Stand und fuhren wieder nach Hause. Heute Abend gehe ich mit den Aspirantinnen in den Pool (der ist klein, aber fein. Man braucht zwar nur drei Schwimmstöße bis zum anderen Ende, aber es ist immerhin erfrischend!)
Morgen, am Dienstag, geht der Alltag wieder los, das wird auch wieder richtig schön!
Bis denne,
Weronika
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