Nebenwirkungen























 Ich bin in dieser Woche erstaunlich spät dran mit dem Schreiben. Das hat einen Grund. Der Grund liegt in der Nebenwirkung meiner Arbeit, die ich in den letzten zehn Wochen absolviert habe: einer ordentlichen Sehnenscheidenentzündung. Diese begann am Freitag der letzten Woche und zog sich eine Weile lang hin, sodass ich meine rechte Hand immer noch nicht vollumfänglich nutzen kann. Da die Überstrapazierung der linken Hand nun zu einer ähnlichen Reaktion ebenda geführt hat, wird euch dieser Text präsentiert von Speech-to-Text und meinen (hoffentlich nicht vergeblichen) Korrekturversuchen, da diese Funktion mich anscheinend NICHT ordentlich verstehen kann. 
Nun. Was ist alles passiert?
Am letzten Freitag fuhr ich endlich zum ersten Mal (!) mit einer Arbeitskollegin abends in die Stadt und wir besuchten eine Bar. Dort hing ein Cowboyschuh in glitzerndem Silber von der Decke. Außerdem aßen wir Tacos und machten epische Bilder am Riverwalk, dem touristischen Highlight von San Antonio. Tatsächlich ist es dort richtig schön, und ich bereue zutiefst, dass ich nicht eher und öfter die Innenstadt aufsuchte. Am Sonntag wurde mir dann wieder klar, warum dass der Fall war, aber dazu später. Der Freitagabend war jedenfalls sehr amüsant, nicht zuletzt, weil der Türsteher dachte, mein Ausweis sei gefälscht (War er nicht. Nur halt aus einem anderen Land.)
Am Samstag besuchten uns zwei Sponsoren, und wir fuhren mit ihnen zur Mission San Jose, wo die Spanier vor vielen Jahren mit der nicht-so-freundlichen Christianisierung der amerikanischen Ureinwohner begannen. Die Darstellung im Museum war aber diesbezüglich weniger kritisch und lobte das ausgeklügelte Wirtschaftssystem der Mission. 
Am Sonntag wurden meine Schmerzen immer schlimmer, aber dank einer eigentlich verschreibungspflichtigen Salbe (es hat wirklich Vorteile, nahe dran an einem Pflegeheim zu wohnen) verließ mich zumindest die Schwellung, und so fuhr ich am Nachmittag ins San Antonio Museum of Art. Ja. Ich fuhr. Mit dem Bus. Denn entgegen meiner Vorurteile gibt es hier tatsächlich ÖPNV. Insgesamt bin ich nun oft genug mit dem Bus gefahren, um ein Urteil zu fällen. Vorweg muss ich die Preise loben: $2,75 sind für ein Tagesticket äußerst erschwinglich. Allerdings kommt der Bus höchstens einmal pro Stunde, und auch dann nicht verlässlich; er ändert spontan die Routen und sogar die Haltestellen, und die Busfahrer*innen erinnerten mich in ihrem Fahrstil eher an verhinderte Formel-1-Karrieremenschen. Für eine Strecke, die ich in 15 Minuten mit dem Auto geschafft hätte, habe ich jedes Mal um die 1,5 Stunden gebraucht - kein Scherz! Ich verstehe sehr gut, warum das vielen zu blöd ist und sie lieber mit dem Auto fahren. Aber das System ist eben nicht optimiert. 
Das Museum war sehr interessant, allerdings habe ich viele Fragen zur Herkunft der Exponate. Es liefert eine bunte Mischung aus griechischer, römischer, ägyptischer, chinesischer, japanischer und europäischer Kunst, und dann noch ein paar Schränke, die in Texas gebaut wurden. Ach ja, und sogar Gegenstände aus Ozeanien, auch Papua-Neuguinea, waren vorhanden (allerdings nichts aus Milne Bay, aber sehr viele Kimbe-Canoes...). Ich denke, das fasst die USA ganz gut zusammen. Ich habe auch eines der nur vier intakten Mandalas in den USA gesehen, DAS war wirklich schön. 

Die letzte Woche verbrachte ich hauptsächlich damit, meine Arbeit mit links (höhö) zu beenden, am Mittwoch noch einmal den Riverwalk zu besuchen und ein paar T-shirts für ein baldiges Projekt der Schwestern zu bedrucken. Gestern feierte ich meinen 1. Abschied mit den Aspirantinnen im Pool, wobei nicht nur ich mich verabschiedete, sondern auch das Handy einer Aspirantin, das sie versehentlich in der Hosentasche gelassen hatte. Wir versuchen gerade, es mit der Reiskur zu retten. Heute habe ich sehr viel geputzt und gepackt und ein paar Briefe verschickt. Mittlerweile bekomme ich keine Schweißausbrüche mehr, wenn ich wildfremde Leute nach $10,000 frage. Der Betrag kommt mir inzwischen sogar gering vor. Das ist auch so eine Nebenwirkung von meiner Arbeit. 

So, das war es zunächst aus den direkten USA. Ich werde auf alle Fälle noch ein paar reflektierende Beiträge verfassen, sobald meine Hände und mein Zeitplan es mir gestatten. 

Bis denne, 
Weronika

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