Texas 100%

 






























Meine Güte, in den letzten Tagen war ziemlich viel los. Am Freitag besuchte ich mit einer Schwester, die an der Our Lady of the Lake University in San Antonio studiert, den Eröffnungsgottesdienst fürs neue Studienjahr. Weil die Universitätskapelle (die ungefähr so groß ist wie der Erfurter Dom, naja, jedenfalls mindestens halb so groß) auch ihr 100jähriges Bestehen feierte, wurden zu Beginn 100 Rosen einzeln nach vorne getragen, und das in gemächlichem Tempo. Das dauerte bestimmt eine halbe Stunde, aber sah ganz schön aus. Ich wurde kurzfristig für den Chor abgeworben und erhielt eine weiße Robe (die Bilder sind wieder genau umgekehrt zu den Ereignissen von unten nach oben angeordnet, angefangen mit der schwarzen Katze, die neuerdings immer auf dem Grundstück herumstreicht. Wir nennen sie The Black Teenage Cat.) Das Unigebäude sieht sehr episch aus - wie ein Schloss. Die Schwester zeigte mir die Räumlichkeiten, in denen ihre Musikkurse stattfinden, und den Campus. Ich habe aus Spaß mal die Studiengebühren gegoogelt und einen Hustenanfall bekommen, der nichts mit Lomg Covid zu tun hatte. 
Am Freitagnachmittag wurden außerdem vier Aspirantinnen in die Gemeinschaft aufgenommen - eine von ihnen ist auf dem Bild gemeinsam mit mir und einer anderen Schwester zu sehen. Die Zeremonie war sehr schön und ich habe wieder Geige gespielt, anschließend gab es köstliches Essen, dafür bin ich natürlich immer zu haben. 

Am Samstag und Sonntag fuhr ich jeweils nach Bandera, etwa eine Autostunde entfernt, einem Dorf mit zwei Kirchen, die wiederum 30 Minuten auseinanderliegen. Bandera hat 950 Einwohner und ist das texanischste Dorf, was ich je gesehen habe. Inklusive der "Keep Texas Red"-Schilder und sehr, sehr vieler Cowboyhüte (und ja, ich habe mir auch endlich einen gekauft.) Aber hauptsächlich war ich in Bandera, weil ich gemeinsam mit je einer Schwester am Samstag und Sonntag während der Gottesdienste (insgesamt sechs!) die Mission Appeals abhielt. Wir sprachen über VIDES und ein Projekt in Khartoum im Sudan, für das die Schwestern dort Geld sammeln. (Schaut gerne auf der Website vorbei.) Nach dem Gottesdienst spendeten die Leute für das Projekt, manche stellten sogar an Ort und Stelle Schecks aus. Die Kirchen dort wurden übrigens ursprünglich von Polen gegründet, aber bis auf die beiden älteren Priester spricht inzwischen niemand mehr dort Polnisch. Am Sonntag luden sie mich, die Schwester und eine ältere Frau aus der Gemeinde zum Mittagessen ein, und die Frau berichtete einfach von ihrem Ur-ur-Enkelkind, das letztes Jahr geboren wurde (und sie ist 83! Meine Großeltern sind auch 83 und ich bin mit 22 ihr ältestes Enkelkind...schon interessant!) Am Nachmittag, zwischen der fünften und sechsten Messe des Wochenendes, fuhr ich mit der Schwester zur Hauptstraße des Ortes und kaufte meinen Hut, außerdem begutachtete ich diverse Tassen für je $20, ich frage mich wirklich, wer sich sowas leistet. Dann fuhren wir an den Fluss, der tatsächlich über Wasser verfügte (kann man von den Creeks in San Antonio jetzt nicht behaupten). Rehe haben wir auch gesehen. Die laufen dort einfach zwischen den Häusern herum. Außerdem verfügt Bandera über einen Trump-Store. Der hatte leider geschlossen (meine Autokorrektur wollte das zu "geschossen" ändern, und das ist gar nicht so abwegig, tatsächlich hat man in Bandera Schüsse gehört, aber die Leute schießen halt in ihren Gärten einfach irgendwelche Dosen.) Auf dem Rückweg nach San Antonio gönnten wir uns Blizzards bei Dairy Queen, und ich muss gestehen, dass ich langsam abhängig davon werde. 

Am heutigen Montag hielt ich meine letzte Unterrichtsstunde in der 7. Klasse. Die eigentliche Lehrerin ist nämlich wieder da. Eine Schwester kam vorbei und machte Fotos, und die Kinder haben mir eine Karte geschenkt, in der ein Foto von ihnen klebt, auf dem sie die Buchstaben von "Auf Wiedersehen" in die Kamera halten - sehr niedlich!! Ich werde sie tatsächlich ein bisschen vermissen. Obwohl kein Funken meines Körpers oder meiner Seele sich nach dem Lehrberuf sehnt, hat es für diese paar Wochen Spaß gemacht. 
Heute ist ja auch der 11. September und damit der 22. Jahrestag des Terroranschlags auf das World Trade Center. Deshalb sieht man noch mehr Flaggen als üblich, und er wird als Gedenktag zelebriert. 

Vorhin habe ich mit der Schwester, die mich zur Uni mitgenommen hat, eine Podcastfolge aufgenommen. Ihr Podcast ist noch ganz neu und heißt "Notes on the Journey." Darin spricht sie hauptsächlich mit anderen Schwestern über deren Berufungsgeschichten und über ihre Liebe zur Musik. Ich war heute eingeladen, um über meine Zeit in Papua-Neuguinea zu sprechen, die Folge kommt in den nächsten Wochen heraus, also hört gerne rein! 

Übermorgen fliege ich nach Los Angeles, das wird auch sehr amüsant. 
Bis denne, 

Weronika







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