Sehr viele Feiern

 Am letzten Donnerstag war es endlich soweit und ich konnte die Quarantäne verlassen. Es war ein würdiger Moment, als ich die Maske aufsetzte und gegen sieben Uhr morgens mach erfolgreich negativem Coronatest Richtung Speisesaal schritt. Eine weitere Schwester und ich waren die ersten beiden, die wieder rausdurften, und wir wurden freudig, aber noch distanziert begrüßt, da weiterhin jeden Tag neue Fälle auftraten. Inzwischen ist das vorbei, aber wir hatten insgesamt 19 Kranke und eine Schwester musste ins Krankenhaus. 

Auch wenn meine Erkrankung nicht sonderlich schlimm war, so freute ich mich doch SEHR, endlich nach draußen zu können (bzw. in den Rest des Hauses. Draußen ist es bei 45°C sogar mir zu heiß.) Und es ging auch gleich rund, weil es richtig viel zu organisieren gab. Ich habe mir nämlich rein zufällig die intensivste Zeit des Jahres für meinen Aufenthalt ausgesucht. Anfang August passieren immer sehr viele schöne Dinge in den FMA-Gemeinschaften, weil das Gründungsdatum des 5. Augusts 1872 gefeiert wird. Um und an diesem Tag finden auch die Übergänge in die nächste Phase der Ausbildung als FMA-Schwester statt, und das durfte ich dieses Mal miterleben und gestalten. 

Um für alle Klarheit zu schaffen, möchte ich an dieser Stelle kurz die Ausbildung erläutern, die eine Frau durchläuft, um Salesianerin Don Boscos zu werden (Ordenskürzel FMA, aus dem italienischen: Töchter von Maria, Hilfe der Christen). Am Beginn steht das einjährige Aspirantat. Dann folgt das einjährige Postulat. Dann das zweijährige Noviziat, und im Anschluss daran wird die 1. Profess abgelegt, bei der man die drei Gelübde Armut, Keuschheit und Gehorsam verspricht. Dieses Versprechen wird sechs Jahre lang einmal pro Jahr erneuert, diese Zeit nennt sich auch Juniorat, und dann wird die Ewige Profess abgelegt, wo man das für sein ganzes Leben verspricht. 

Am Freitag, den 4. August, haben fünf Schwestern ihre Gelübde erneuert. Das war sehr schön , wir hatten einen Gottesdienst nur mit der Gemeinschaft hier und ein paar wenigen Gästen, und im Anschluss ein feierliches Essen im Haus. Aber am Samstag, den 5. August, dem Jubiläum der Ordensgründung, ging es so richtig rund. Morgens legten zwei Schwestern ihre erste Profess ab, und nachmittags zwei Schwestern ihre Ewige Profess. Vi Man kann das  mit Verlobung und Hochzeit vergleichen. Auf alle Fälle waren es wirklich schöne Feiern, die ersten beiden Schwestern wurden von ihren Eltern nach vorne gebracht und hatten den Gottesdienst selbst geplant. Ich spielte in der Musikgruppe mit (lauter Lieder, die ich nicht kannte, aber im Stil meiner eigenen damaligen Musikgruppe Magnificat haben wir eine Stunde vorher angefangen zu proben und es hat gereicht). Anschließend feierten wir mit 210 Leuten im Saal des Pfarrhauses (welches GIGANTISCH ist). Die Zahl weiß ich so genau, weil ich die Tische höchstpersönlich gedeckt und alles abgezählt habe. Weil ich Mathe studiert habe, sind hier anscheinend alle der Meinung, dass ich fürs Zählen zuständig bin. Aber ist schon okay. Beim Essen hatte ich ein sehr amerikanisches Gespräch mit einer Frau, die mir erklären wollte, dass es sich bei Afrika um ein Land in Südamerika handelt, und mit einer anderen, die wirklich nett war und mich auf ihre Ranch eingeladen hat. Danach habe ich beim Abräumen geholfen und die Tische für die nächste Feier gedeckt - diesmal für 280 Leute. Kleine Randnotiz: die Packungen hier sind einfach UNLOGISCH. Zum Beispiel waren immer 27 Becher in einer Packung. Was soll das?? Na ja, auf alle Fälle fuhren wir danach zu einer anderen Kirche, wo die Ewige Profess von den anderen beiden Schwestern stattfand. Das war mit das schönste Erlebnis dieses Jahr für mich, wirklich, richtig berührend und die beiden sind so glücklich mit ihrem Leben, es ist beeindruckend. Sehr lustig fand ich, dass eine Schwester eine eineiige Zwillingsschwester hat, die auch Ordensschwester ist - bei den Dominikanerinnen. Ich frage mich, ob sie manchmal die Ordenskleider tauschen. (Sie haben das verneint, aber irgendwie glaube ich ihnen nicht.) Das ist vielleicht eine gute Stelle, um den Unterschied zwischen aktiven und kontemplativen Ordensgemeinschaften zu erklären. Letztere, wie die Dominikanerinnen, wohnen in Klöstern und verbringen ihre Zeit dort. Aktive Orden wie die Salesianerinnen arbeiten außerhalb ihres Konvents. Die Salesianerinnen und Salesianer legen ihren Fokus auf Kinder- und Jugendarbeit. Sie sind oft im Schulen, Jugendclubs, Freizeithäusern, bei Camps und Freiwilligendiensten unterwegs. Oft arbeiten sie auch an Projekten darüber hinaus mit.

Während der Zeremonie der Ewigen Profess legen sich die Schwestern wie angehende Priester auch bei der Priesterweihe auf den Boden vor dem Altar, während die Litanei gesungen wird. Diesmal war ich nämlich im Chor. Nach dem Gottesdienst fuhren wir zurück und es gab wieder sehr viel sehr gutes Essen und weitere spannende Gespräche. Man konnte auch Bilder in so Rahmen machen, wie man unten (oder oben, keine Ahnung, wo ich die hinpacke) erkennen kann. Danach galt es wieder, alles abzuräumen, nachdem ich 250 Stück Kuchen ausgeteilt habe (30 Leute wollten aus mir unverständlichen Gründen keinen haben). Wir putzen klassisch-salesianisch immer zu sehr lauter Musik, das war mit so vielen Leuten äußerst amüsant. 

Alles in allem wirklich fantastische Feiern. Und am Sonntag, den 6. August, fand die Übergabe der Provinzleitung statt, auch nochmal mit großer Feier danach. Jetzt sind alle sehr ausgefeiert und am Montag waren alle ein wenig müde, aber es hat sich auf alle Fälle gelohnt. 

Seit gestern (Montag) bin ich wieder regulär bei der Arbeit und suche derzeit Stiftungen heraus, die Geld zu verteilen haben. Das ist manchmal eine sehr kleinteilige Arbeit, aber auch interessant und ich lerne viel darüber, wer wem Geld gibt und warum oder warum auch nicht. Und nebenbei kann ich immer noch Herr der Ringe-Musik hören. Ab und zu bringt meine verantwortliche Schwester auch Eis vorbei, wie vorhin! (Mangoeis am Still, ide, ideal...) 

So, beim nächsten Mal mehr, 

Grüße gehen raus,

Weronika




















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