Kalifornien


 
























Um den Pazifik von der anderen Seite zu sehen, bin ich letzten Mittwoch nach Long Beach geflogen. Die Reise war angenehm - aus dem Fenster sah ich sehr viel Nichts. Es wirkte beinahe so, als wären die USA unbewohnt. Felder, Felder, Felder, eckige Felder, runde Felder, und noch mehr Felder. Als wir dann landeten, sah ich den Ozean, und das Wetter war wunderschön (das sollte sich jedoch bald ändern). Am angenehmsten fand ich jedoch die Temperatur. Um die 20°C, und damit deutlich kühler als die Hitze in San Antonio. Die Familie der Schwester, mit der ich geflogen bin, holte uns ab und brachte uns in ihr Haus, bevor wir am Abend in eine Pizzeria fuhren und dort die Schwesterngemeinschaft von Bellflower trafen, die dort einen Fundraiser für ihre Schule veranstaltete. Wir aßen sehr viel Pizza, und danach fuhren wir ins Konvent, wo ich gemeinsam mit einer Schwester, die ich im August während der Exerzitien kennengelernt habe, das Bach-Violinkonzert übte. Dafür habe ich extra meine Geige nach Kalifornien mitgeschleppt. Es war sehr schön und so stressfrei, weil wir nicht FÜR irgendwas probten, sondern einfach so für uns spielten. 

Am Donnerstag widmeten wir uns dem eigentlichen Ziel der Reise: den Besuchen von langjährigen Sponsor*innen. Es ist hier sehr wichtig, den Kontakt mit diesen Leuten zu pflegen und sie regelmäßig zu treffen. Wir besuchten eine ältere Frau bei ihr zu Hause, dann gingen wir zum Mittagessen gemeinsam mit einem Ehepaar in ein mexikanisches Restaurant, und abends waren wir bei einer Familie zum Abendessen eingeladen. Also: sehr viel Essen und gepflegter Smalltalk. Es war aber wirklich schön und vor allem für mich interessant, mal einige der 117 Leute zu treffen, an die ich die Thanksgiving-Karten adressiert habe. Für die Schwester, mit der ich unterwegs bin und die fürs Mission Advancement Department verantwortlich ist, ist es sehr wichtig, diese Besuche regelmäßig zu absolvieren. Wo Beziehungen vorliegen, ist es nämlich deutlich einfacher, bei Bedarf zum Spenden für bestimmte Projekte einzuladen. 

Am Freitag waren wir zum Brunch mit einer Gruppe eingeladen und anschließend gingen wir in einem Park spazieren. Im Gegensatz zu Texas gibt es in L.A. nämlich grüne Wiesen UND Bäume mit Blättern. Außerdem hab ich ein paar Schildkröten gesehen. Danach sahen wir uns ein Cross Country Race an, bei dem der Neffe der Schwester mitlief (im Prinzip wie ein Marathon, vier Meilen). Nach dem Mittagessen fuhr ich mit zwei Schwestern und den vier Postulantinnen auf eine ehemalige Ranch, die zu einem Museum umgebaut wurde. Dort sahen wir sehr schöne Gärten und Kakteen und das riesigste Pferd, das mir je unter die Augen gekommen ist. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir am Strand, ich habe also nun auch das Wasser auf der anderen Seite kennengelernt. 

Am Samstagnachmittag fuhren wir auf ein Pfarrfest. Es war größer als das Erfurter Oktoberfest...mit sehr vielen Buden und Achterbahnen. Und Essen aus verschiedenen Kulturen. Auch "deutsches" Essen. Deutsch steht im Ausland für westdeutsch bzw. explizit bayrisch (mehr dazu am Donnerstag auf meinem anderen Blog Eastplaining) und aufgrund meiner Staatsbürgerschaft erhielt ich kostenlos etwas von dem Kartoffelsalat und dem Sauerkraut. Es schmeckte....interessant. Ich frage mich nur ernsthaft, wer auf die Idee gekommen ist, Speckstreifen und Apfelsoße in das Sauerkraut zu mischen. Ansonsten half ich am Luftballonschießen-Stand aus und trank die eine oder andere Schokolade. 

Am Sonnag nach dem Gottesdienst fuhr ich mit zwei Schwestern zum Mittagessen mit einem Ehepaar. Das Fisch-Restaurant war äußerst fancy. Am Nachmittag backte ich Brownies für die Gemeinschaft, denn einige Tage zuvor hatte ich eine glutenfreie Backmischung dafür im Supermarkt entdeckt. 

Am Montag fuhr ich dann endlich nach Hollywood - die Eltern einer Schwester nahmen mich mit. Na ja. Hollywood ist wirklich etwas underwhelming. Generell erinnert mich L.A. ziemlich an Port Moresby. Man hat die superreichen Viertel, in die man ohne Weiteres gar nicht reinkommt, und dann Viertel, wo alles glitzert und doch hunderte von Obdachlosen am Straßenrand sitzen. So auch in Hollywood. Ich verstehe nicht unbedingt, warum L.A. so ein beliebtes Reiseziel ist - vom Strand und den umliegenden Bergen mal abgesehen. Und den Leuten hier geht es nicht unbedingt gut. Die Mieten sind absurd hoch, aber die Temperaturen recht annehmbar, deshalb schlafen so viele draußen. 
Wir fuhren bis hoch in die Berge (naja, ein Stück war's schon) zur Sternwarte, von da aus hatte man einen sehr guten Ausblick und ich machte ein Foto mit dem Hollywoodschild, jetzt hab ich es gesehen und muss nie wieder zurück. Wir aßen in einem Restaurant zu Mittag und danach liefen wir zum Bahnhof, um mein Vorurteil zu beseitigen, dass es in den USA keinen funktionierenden ÖPNV gibt. 
Der Bahnhof war eher klein. Aber trotzdem, ich habe ihn gesehen. 
Abends spielten wir wieder Geige und ich musste packen, denn heute fliegen wir zurück nach San Antonio. Während ich das schreibe, sitze ich im Flugzeug nach Dallas und vermisse das wunderbare Wetter in Kalifornien jetzt schon. Außerdem ist der Flughafen von Long Beach einfach richtig schön. 

Insgesamt war es auf alle Fälle eine schöne Erfahrung. Vor allem das Meer fasziniert mich immer wieder. Und die Leute sind auch nett. 
So, bis denne,

Weronika

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