Corona gibt's noch
Am Donnerstagabend, nach einer langen Odyssee, die unter anderem einen Besuch auf dem Flughafen und hektische Telefonate und E-Mails involvierte, habe ich endlich mein Gepäck zurückbekommen. Jedenfalls im Großteil. Mein linker Flipflop, mein Tabletstift und mein Verteiler haben gefehlt. Ich wünsche den Leuten vom Customs and Boarders Dallas, die meine Sachen durchsucht haben, viel Freude damit. Aber ehrlich gesagt war ich einfach froh, dass mein Laptop und mein Tablet noch drin waren! Im Konvent hat meine Gepäckgeschichte jedenfalls für große Erheiterung und viel Anteilnahme gesorgt. So hatte ich dann den Freitagvormittag plötzlich mit allem, was ich mir wünschen konnte: Gepäck, geregelte Arbeit, Gesundheit...Gesundheit? Nun ja. Plötzlich begann ich zu husten und äußerte die Vermutung, mich durch die übertrieben laufende Klimaanlage ein wenig erkältet haben zu können. Bis zum Mittagessen wurde es jedoch etwas schlimmer und so baten mich die Schwestern, für den Rest des Tages mein Zimmer für eine Ruhephase aufzusuchen. Außerdem hätte eine Schwester gerade Corona bekommen. Deshalb sollte ich mich am Samstagmorgen vorsichtshalber testen.
Die Nacht zum Samstag verlief schon nicht so amüsant, aber trotzdem war ich leicht ungläubig-verstört, als ich den zweiten Strich auf meinem Coronatest sah. Ja, in der Tat, Corona gibt's noch, und ich habe mich angesteckt.
Und deshalb sitze ich seit Freitagmittag in meinem Zimmer. Ich habe mich keinen Millimeter hieraus bewegt und öffne die Tür nur, um Essen hereinzuholen, das auf dem Tischchen davor abgestellt wird. Tja, so hatte ich mir meine erste Woche in den USA natürlich nicht vorgestellt, aber was soll's? Außerdem ist es gar nicht so schlimm. Die ersten zwei Tage ging es mir wirklich ziemlich schlecht, aber seit gestern ist auch das Fieber weg und jetzt rieche und schmecke ich zwar immer noch nichts, aber ansonsten kann ich wieder einigermaßen klar denken und beginne mich zu langweilen. Zu meinen derzeitigen Hauptbeschäftigungen zählt Percy Jackson und die Helden des Olymp zu lesen (ich habe gerade erst Teil vier angefangen, also bitte keine Spoiler), ein paar Filme zu schauen und ansonsten mit den anderen Kranken (wir sind inzwischen 14!) auf Zoom an den Gottesdiensten teilzunehmen. Wir werden auf alle Fälle gut umsorgt und eine Schwester bringt mir jeden Tag auffällig - unauffällig größere Mengen an Süßigkeiten vor die Tür. Das ist sehr hilfreich. Außerdem bekomme ich Zettel mit aufmunternden Botschaften, alles in allem muss ich sagen, das ist hier nicht die unangenehmste Quarantäne meines Lebens. Aber ich freue mich schon SEHR darauf, wenn ich hier endlich rauskann. Ich bin ein rastloses Wesen, ohne Arbeit beginne ich mich zu langweilen. Aber bis dahin schreibe ich ein bisschen mit den anderen Kranken (bisher sind unserer Whatsappgruppe jeden Tag Neue hinzugetreten, ich hoffe, das hört bald auf) und wir tauschen uns über die besten Gurgelmethoden aus. Es ist keine Katastrophe. Hauptsache, die älteren Schwestern werden nicht krank!
Hoffentlich kann ich bald mehr von der Welt draußen berichten, bis denne,
See you laterrrrr,
Weronika
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