Ohne Gepäck reist es sich leichter

 

 Vier Jahre ist es her, dass ich auf Weronika in Papua-Neuguinea  über mein Volontariat geschrieben habe. Ein Jahr lang. Jetzt bin ich zwar nur gut zweieinhalb Monate unterwegs, aber irgendwie hatte ich wieder Lust auf einen Blog über meine Erlebnisse, deshalb....mal schauen. 

Seit zwei Tagen bin ich nun in San Antonio, Texas, im Bayern der Vereinigten Staaten. Was mache ich hier eigentlich? 

Ich wohne im Provincial House der Don Bosco-Schwestern der Provinz USA/West. Hier leben über 30 Schwestern, viele davon sind schon älter und werden hier gepflegt. Außerdem sind im Haus auch die Provinzleitung und sämtliche ihrer Sekretariate stationiert. Und dann noch weitere Schwestern, die eine Grundschule nebenan leiten. Und noch die VIDES+USA Office und die Mission Advancement Office, in denen ich arbeite. Es ist also ziemlich viel los hier, und in den nächsten Tagen wird es sogar noch voller, weil fast alle Schwestern aus der Provinz (sie haben noch weitere Einrichtungen in Colorado und Kalifornien) für ihre jährlichen Exerzitien anreisen. Ich wurde wirklich sehr herzlich aufgenommen, die älteren Schwestern schnacken gelegentlich auf Spanisch mit mir (und ich mit ihnen auf Spanglish, aber eher Englisch, mein Spanisch geht über das Wetter nicht weit hinaus), ansonsten spreche ich mit allen auf Englisch. Und das Essen!!!! Das Essen!!! In Papua habe ich ja sehr viel darüber geschrieben, und erfreulicherweise kann ich mitteilen, dass es hier ziemlich viele meiner Lieblingsfrüchte in recht ansehnlicher Form gibt. Sehr schön, wirklich sehr schön. Und auch ansonsten gefällt mir die Gemeinschaft sehr gut. Tatsächlich habe ich es vermisst, mit Schwestern zusammenzuwohnen und in einer fröhlichen Gemeinschaft miteinander zu sein, und natürlich einen geregelten Tagesablauf zu haben. Es ist ein bisschen wie eine Rückkehr in mein Leben in Papua, aber doch ganz anders, trotzdem hat mich in den letzten beiden Tagen viel daran erinnert. 

Ich bin ja auch außerdem hier, um die USA besser beurteilen zu können. Ich muss sagen: interessant. Über die Menschen kann ich nicht viel berichten, über die Texaner*innen, weil die meisten aus der Gemeinschaft nicht aus Texas oder überhaupt aus den USA kommen, sondern aus Mexiko, Vietnam, Australien und Irland. Aber zu den USA: es gibt schon einige interessante Dinge, die mir aufgefallen sind, die exakt so sind, wie ich sie mir vorgestellt habe. Zum Beispiel habe ich einen Flyer mit der Darstellung der Welt gefunden, auf dem bedauerlicherweise so einige Länder fehlten. Und die Autos hier sind WIRKLICH größer. Und am Flughafen musste ich für eine Flasche Wasser Trinkgeld zahlen. Und heute, als ich im Walmart neue Kleidung einkaufen musste, bin ich an der Waffenabteilung vorbeigelaufen. In einem Supermarkt! Spannend auf alle Fälle. 

Ach, und der Grund dafür, dass ich zu Walmart musste - ich bin zwar am Montag angekommen, aber mein Gepäck nicht. Halt: etwas davon ist angekommen. Nämlich die Rucksackhülle. Nur eben ohne Rucksack. Das war ein glorreicher Moment, als die Schwester mich abholte und ich genau in diesem Moment leicht verwirrt eine schwarze Hülle ohne Inhalt vom Gepäckband zog und verkünden musste "I think...they lost my bag." So musste ich erstmal ohne Rucksack nach Hause, und die Schwestern versorgten mich mit erster Kleidung und Waschzeug. Wir haben sehr viel gelacht, denn die ungenutzte Kleidung stammte hauptsächlich von älteren Schwestern und sah an mir ziemlich amüsant aus (bzw. sie SIEHT amüsant aus, mein Gepäck hab ich nämlich immer noch nicht. Aber es ist auf dem Weg! Ich konnte nämlich mein Tablet lokalisieren, das sich darin befindet, und habe der Airline den Standort weitergegeben.  Natürlich müsste ich auch den Inhalt beschreiben, aber DAS zu identifizieren kann nicht so schwierig gewesen sein, denn wie viele Leute haben glutenfreie Hostien und das Buch "Thüringer Kriminalakte" sowie Haribo und Bornsenf im Gepäck? Bestimmt keine Massen. Na ja, der Rucksack chillte jedenfalls einsam in Dallas vor sich hin und wurde dann heute Abend nach San Antonio geschickt. Ich hoffe, sie bringen ihn morgen vorbei.) 

Tatsächlich ist es rückblickend aber ganz praktisch gewesen, mal ohne Gepäck irgendwo anzukommen.  Dann sieht man erst richtig, was man alles nicht unbedingt sofort braucht. Meine Zahnschiene hätte ich allerdings doch gern zurück, sonst knirsche ich mir noch die letzten Reste meines Kiefers ab. 

Auf alle Fälle ist es wirklich schön hier, es gibt sogar einen kleinen Swimmingpool. Und die Arbeit macht auch Spaß! Bis jetzt habe ich noch nicht viel gemacht, ich lese mich in das Material über die Einrichtungen und Stiftungen ein und habe ein paar Videos für Social Media geschnitten und viel gebügelt, weil es nächste Woche rund geht, wenn sich mehrere Aspirantinnen zu Postulantinnen, Postulantinnen zu Novizinnen, Novizinnen zu Erstprofess-Schwestern und jene wiederum zu Ewigen-Profess-Schwestern upgraden. 

Und als kleine Notiz an meine lieben Kolleginnen in der Cafeteria: ich wurde hier schon mehrfach dafür gelobt, dass ich in der Küche so gut zurechtkomme und mir direkt gemerkt habe, wohin was zurückgestellt wird. Das habe ich bei euch gelernt, danke! :D

Gerade habe ich mit ein paar Schwestern Spikeball gespielt und FAST hätte mein Team gewonnen. Morgen bekommen wir das hin. 

Ja, so sieht's erstmal aus. Ich weiß nicht, wie viel ich wirklich hier schreiben werde, aber ich will es zumindest versuchen, bis dahin,

See you laterrrrr,

Weronika 

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